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=== Coquands generische Primideale
Sei A ein kommutativer Ring. Dann kann ich folgende logische Theorie
betrachten:
* Ein Typ A.
* Eine Konstante x für jedes Element aus A.
{-
* Gleichheit für Terme vom Typ A.
* Termkonstruktoren für Addition und Multiplikation.
* Axiome, sodass A ein Ring wird.
* Für jeden Term vom Typ A ein entsprechendes Axiom,
das Gleichheit mit dem erhaltenen evaluierten Ringelement vorschreibt.
-}
* Nur und, oder, top, bot, keine Implikation, keine Quantoren.
* Ein Prädikat Z(x) für x : A, mit folgenden Axiomen:
* top |- Z(0)
* Z(1) |- bot
* Z(x) & Z(y) |- Z(x + y)
* Z(x) |- Z(xy)
* Z(xy) |- Z(x) v Z(y)
Dann kann man (konstruktiv) folgendes Metatheorem beweisen:
Genau dann ist
Z(a_1) & ... & Z(a_n) |- Z(b)
ableitbar, b im Wurzelideal von (a_1,...,a_n) enthalten ist.
Beweis der Rückrichtung: Trivial.
Beweis der Hinrichtung: Durch Angabe eines semantischen Modells. Und zwar
wollen wir die Formeln in Rad(A)^op (oder in Rad_fin(A)^op) interpretieren.
Dabei definieren wir Z(x) := sqrt(x). Dann ist der Nachweis, dass die Axiome
erfüllt sind, Routine. Nützlich ist I \cap J = sqrt(I * J) für Radikalideale I, J.
Bedenke, dass top := sqrt(0) und bot := (1). Die Behauptung ist dann klar, denn
die Interpretation von Z(a_1) & ... & Z(a_n) |- Z(b) ist sqrt(a_1,...,a_n)
\supset sqrt(b).
=== Erweiterung: Variablen
Wir können auch Variablen und den Existenzquantor in der Sprache zulassen. Dann
benötigt man natürlich Regeln für Gleichheit, Termkonstruktoren für Summe und
Produkt usw.
Erstaunlicherweise kann man dann noch folgende zwei Axiome hinzufügen:
* top |- Z(x) v [exists y: Z(xy - 1)]
* top |- exists x. Z(x^n + a_(n-1)x^(n-1) + ... + a_1x + a_0)
Die Interpretation ändert man wie folgt ab: Im Kontext x_1,...,x_n
werden Formeln als Elemente von Rad_fin(A[X_1,...,X_n])^op interpretiert.
Die Definition von Z(x) ändert sich nicht. Aber neu eingeführt werden muss die
Interpretation von "x = y": Diese definiert man als sqrt(x - y).
Das ist ein Radikalideal in dem jeweiligen A[X_1,...,X_n].
[ Besser: Auf Gleichheitsformeln verzichten und umformulieren zu Z(x-y). ]
Pullback passiert durch Idealerweiterung. Man kann nachrechnen, dass der
Pullback der Interpretation von Z(x) (oder x=y) gleich der Interpretation von
Z(x) (bzw. x=y) im neuen Kontext ist.
Die Doppelregel für den Existenzquantor besagt:
I \supseteq J[Y] in A[X_1,...,X_n, Y]
<==> I \cap A[X_1,...,X_n] \supseteq J in A[X_1,...,X_n].
Es ist spannend, die Gültigkeit der Interpretationen der Axiome nachzuweisen.
Dazu muss man zeigen, dass das Ideal
sqrt(x) \cap { a \in A[X_1,...,X_n] | a \in sqrt(xY-1) }
bzw.
{ a \in A[X_1,...,X_n] | a \in sqrt(Y^n + a_(n-1)Y^(n-1) + ... + a_0) }
gleich dem Nilradikal ist.
=== Generischer Filter
Man kann auch ein Prädikat V(x) mit den dualen Axiomen
* V(0) |- bot
* top |- V(1)
* V(x + y) |- V(x) v V(y)
* V(xy) |- V(x)
* V(x) & V(y) |- V(xy)
betrachten. Zusätzlich kann man an die Axiome
* top |- Z(x) v V(x)
* Z(x) & V(x) |- bot
denken. Dazu kann man auch wieder ein semantisches Modell angeben, oder einfach
sehen (Axiome nachrechnen), dass die Setzung
V(x) :<==> exists y. Z(xy - 1)
schon das Gewünschte leistet.
=== Vergleich mit klassischem Vorgehen
Nach Zorn genügt es, um nachzuweisen, dass ein Element x nilpotent ist, zu
zeigen, dass x in jedem Primideal p liegt. Das ist äquivalent dazu, dass x im
Integritätsbereich A/p null ist; und das ist äquivalent dazu, dass x in
Quot(A/p) null ist; und das ist wiederum äquivalent dazu, dass x in einem
algebraischen Abschluss von Quot(A/p) null ist.
Es gilt also folgendes Prinzip, was wegen der Primideale und in schwächerer
Ausprägung wegen des algebraischen Abschlusses unkonstruktiv ist:
Genau dann ist x \in A nilpotent, wenn das Bild von x unter allen Ringhomos
A --> K, wobei K ein algebraisch abgeschlossener Körper ist, null ist.
Wenn man sich in der Beweisform einschränkt, ist das auch konstruktiv völlig
okay! Siehe das als eine Art "Regel" an (wie Markovs Regel).
=== Topostheoretisches Modell für Coquands "generische Primideale"
Sei A ein Ring. Wähle als Situs nicht Rad(A) wie fürs Spektrum üblich, sondern
Rad(A)^op bzw. Rad_fin(A)^op. Eine Überdeckung von I ist also etwa durch zwei
Radikalideale J, K mit I = J \wedge K gegeben.
Dann definiere die Prägarbe P:
P(I) := I.
Die muss noch garbifiziert werden. Aber moralisch sollte man folgendes haben:
* P sollte aus interner Sicht ein Primideal sein.
Etwa gilt tatsächlich: Wenn ab \in P(I), dann a \in P(I + sqrt(a)),
b \in P(I + sqrt(b)) und I = (I + sqrt(a)) (I + sqrt(b)).
* Falls [[a \in P]] <= [[b \in P]], dann sollte für alle Radikalideale I
gelten: a \in I ==> b \in I.
Das ist äquivalent mit b \in sqrt(a).
=== Vergleich mit dem gewöhnlichen Spektrum
* O^* ist in Sh(Spec A) der generische Filter:
(Update: Nur in dem folgenden Sinn. Der generische Filter ist sonst schon
eher eine gewisse Untergarbe der konstanten Garbe A.)
1. O^* erfüllt die Filteraxiome.
2. Spec A |== (a in O^* ==> b in O^*) ist gleichbedeutend mit
forall p. a nicht in p ==> b nicht in p,
also mit D(a) subseteq D(b),
also mit a in sqrt(b).
Leider scheint man mit dem universellen Filter nicht so leicht arbeiten zu
können wie mit dem universellen Primideal!
* Das generische Primideal erfüllt *nicht* die Bedingung, dass
aus Spec A |== a in p ==> b in p folgt, dass b in sqrt(a) liegt.
* Das generische Primideal (also das Komplement des generischen Filters)
ist auch leider gar kein Primideal: Seien x und y so, dass x und y nicht
nilpotent sind, auch nicht lokal, aber xy schon nilpotent ist. Dann gilt
Spec A |== xy in P, aber nicht Spec A |== x in P vee y in P.
* Es wäre sehr schön, das universelle Primideal in einem Topos zu realisieren,
da man dann die gesamte höhere Logik zur Verfügung hat!
=== Zerfällungskörper
Coquand sagt, bzw. ich interpretiere ihn: Sei k ein Körper und A :=
k[X]/(X^2+1). Sogar wenn k diskret ist, kann man die Irreduzibilitätsfrage in A
nicht entscheiden (bedenke etwa k = { z \in Q[i] | z \in Q oder phi }). Aber im
topologischen Modell habe ich zeigen, dass A ein Körper ist.
Der Nachweis ist mir nicht gelungen; vielleicht hat Coquand etwas anderes
gemeint. Jedenfalls hat es vermutlich Verbindungen zu Marcs ideellen
Oberkörpern.
=== Galois-Gruppe
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0747717110000921
Dynamic Galois Theory, Diaz-Toca, Lombardi
=== Nächste Schritte
* Coquands Bemerkung zu Zerfällungskörpern verstehen.
* Verstehen, was die Doppelnegationsübersetzung einem bringen würde
bzw. wie man sie irgendwie retten kann (naiv geht es nicht, da ich in
Rad(A)^op keine Implikation habe!). Bezug zu obigem V/Z!
* In Rad(A)^op ist das unendliche Distributivgesetzt NICHT erfüllt,
wie folgendes Gegenbeispiel (ausgedrückt in Rad(A)) zeigt:
(2) \vee \bigwedge (p) = (2) \vee (0) = (2) !=
\bigwedge (2) \vee (p) = \bigwedge (1) = (1).
Dabei geht das \bigwedge über alle Primzahlen p >= 3.
* Was ist der klassifizierende Topos zur Theorie des generischen Primideals?